Von Dr. Ingrid Seyfarth-Metzger, Seniorenbeirätin im Stadtbezirk Schwabing, Vorsitzende des Fachausschusses Gesundheit
und Maria Cordes-Tolle, Seniorenvertreterin im Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Vorsitzende des Fachausschusses Klima und Umwelt
Vielfach werden die
gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze bei uns unterschätzt.
„Unser Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter,
sogar die Sonne muss bei uns eine Jacke von Flanell tragen,
wenn sie sich nicht erkälten will“, sagte Heinrich Heine im 19. Jahrhundert.
Diesen Satz wird nach den letzten heißen Sommern kaum noch jemand so sagen. Vielmehr denken Menschen darüber nach, wie sie mit heißen Wetter-Perioden umgehen können. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Situation zukünftig noch verschärft.
Menschen über 65 sind besonders durch Hitze beeinträchtigt. Sie müssen dafür
sensibilisiert werden, wie man sich in Hitzeperioden verhalten soll oder muss. So sind im Juli 2022 wohl mehrere tausend Menschen in Deutschland infolge der Hitzewelle verstorben, wurde u.a. im Spiegel berichtet.
Lokale Unterschiede
Die geographische Lage bestimmt, wie intensiv Menschen von Hitzeperioden betroffen sind. Im Vergleich zu anderen Regionen der Welt erwärmt sich Kontinentaleuropa etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Umweltagentur. In Deutschland sind die einzelnen Bundesländer unterschiedlich stark betroffen. Einzelne Regionen in Brandenburg und im Südwesten der Bundesrepublik haben stark unter der Hitze gelitten. Üblicherweise sind Hitzephasen mit geringen Niederschlägen und Trockenperioden verbunden. Das südliche Bayern bekommt zurzeit noch so viel Wasser, dass bisher keine Probleme aufgetreten sind. In Unterfranken gestaltete sich die Situation in den letzten Sommern jedoch schon deutlich problematischer.
Menschen in Städten
In der Stadt werden Menschen von Hitze stärker beeinträchtigt als auf dem Land. Durch die starke Versiegelung kommt es dort auch nachts nur zu einer geringen Abkühlung. Die Gründe dafür sind: Weniger Grünflächen und Wälder oder andere bepflanzte Bereiche. Die dichte Bebauung bremst den Durchzug von Wind. Häuser speichern tagsüber die Wärme, die in der Nacht abgegeben
wird.
Aktivitäten bei europäischen Nachbarn
Paris verfügt über einen Hitzeplan mit einzelnen Stufen. Dazu gehört die Sensibilisierung aller Gesundheitseinrichtungen. Dabei werden insbesondere diejenigen Einrichtungen bedacht, die ältere Menschen und solche mit Behinderung betreuen. Gefährdete Personen, die in einer Datei eingetragen sind, werden telefonisch kontaktiert. Sie werden nach ihrem Befinden befragt und an die vorbeugenden Maßnahmen gegen Hitze erinnert. Die Stadt bietet verschiedene kühle Räume an, die allen zur Verfügung stehen. Es gibt eine Vielzahl von Trinkwasserbrunnen und Frischeinseln.
In Wien hat man in einem Hitzeschutzplan vorausschauende Maßnahmen zur Vorbeugung gegen die Überhitzung der Stadt und zur Bewältigung der Hitze im Akutfall festgelegt. Gesundheits-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen werden auf den Ernstfall vorbereitet. Das Hauptziel ist der Schutz der Bevölkerung vor den negativen gesundheitlichen Auswirkungen der Hitze.
Auf der Internetseite der Landeshauptstadt zum Umgang mit Hitze sind Verhaltenstipps für Hitzetage und Informationen zu gesundheitlichen Risiken zu finden. Das Angebot an Frischwasserbrunnen wird langsam ausgebaut, damit man unterwegs überall frisches, sauberes Trinkwasser vorfindet. Daneben gibt es in einigen Stadtteilen eine ganze Reihe von Aktivitäten. Die Alten- und Service-Zentren, der Gesundheitsladen München e.V., Initiativen wie MAGs – München Aktiv für Gesundheit e.V. und andere informieren diejenigen Bevölkerungsgruppen, die besonders von Hitzephasen betroffen sind.
Gesundheitliche Aspekte von Hitze
Hitze ist für den menschlichen Organismus sehr belastend. Besonders betroffen sind Menschen über 65 und Menschen mit schweren Erkrankungen, z. B. Herzkreislauf-, Nieren- und Lungenerkrankungen, aber auch Diabetes und Übergewicht. Der Körper älterer Menschen kann sich nicht mehr so gut an höhere Temperaturen anpassen. Ältere Menschen schwitzen weniger und verspüren leider oft weniger Durst.
Hitze über 30 Grad Celsius führt zur verstärkten Durchblutung der Haut, dadurch sinkt der Blutdruck und das Gehirn und andere Organe werden schlechter durchblutet. Die Folgen sind Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Schwindel und Übelkeit. Hochbetagte schwitzen noch weniger und können dadurch ihre Körpertemperatur schlechter abkühlen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und sehr hohen Temperaturen ist die Gefahr eines Kreislaufkollapses besonders groß. Menschen in Pflegeheimen, die Unterstützung beim Trinken benötigen, sind besonders gefährdet.
Bei Hitzeperioden muss besonders auf die Medikamenteneinnahme geachtet werden. Fragen Sie Ihren Hausarzt, ob Ihre Medikamente bei Hitze angepasst werden müssen. Manche Medikamente müssen kühl gelagert werden.
Erste Hilfe
• Viel trinken und abkühlen bei Schwindel, Schwächegefühl, starken Kopfschmerzen und Übelkeit.
• Den hausärztlichen Notfalldienst 116 117 anrufen.
• Bei Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit, hohem bzw. niedrigem Blutdruck und schwerer Atemnot den Notarzt unter 112 rufen.
Tipps
• Besonders wichtig: Viel trinken!!! Wasser, Tee und verdünnte Säfte. Pro Stunde ein Glas.
• Leicht verdauliche Mahlzeiten zu sich nehmen.
• Sport, Gymnastik und Einkäufe am besten morgens und abends tätigen, wenn es nicht so heiß ist.
• Im Freien leichte, luftige Kleidung und Sonnenhut tragen.
• Die Wohnung morgens, abends und nachts lüften. Tagsüber die Räume verdunkeln.
• Dünne Decken oder Laken benutzen.
• Mittags bei großer Hitze eine Pause machen.
• Abkühlen mit nassen Tüchern oder Wasser aus einer Sprühflasche auf Arme, Beine, Gesicht und Nacken geben.
• Falls Ihre Wohnung sehr heiß wird, erkundigen Sie sich vor Beginn der heißen Jahreszeit, welche kühleren Räume Sie außerhalb nutzen können.